75 Jahre Atomspaltung: das traurige Vermächtnis von Otto Hahn

Am 17. Dezember 1938 gelangen Otto Hahn und seinem Assistenten Fritz Strassmann im Kaiser Wilhelm Institut für Chemie in Berlin Dahlem das „Zerplatzen“ des Urankerns in mittelschwere Atomkerne. Die Entdeckung der Kernspaltung begann mit der „Radium-Barium-Mesothorium-Fraktionierung“ und wurde drei Wochen später in der Zeitschrift „Die Naturwissenschaften“ veröffentlicht. Acht Wochen später sprachen Hahn und Strassmann offiziell von der „Uranspaltung“: Ein neues Zeitalter hatte begonnen. Albert Einstein charakterisierte das mit dem Satz: „Die Atomkernspaltung hat alles verändert, nur nicht das Denken der Menschheit“.

Otto Hahn selbst war ein Gegner der Nazis. Aus Protest gegen die Entlassung und Verfolgung jüdischer Kollegen trat er aus dem Lehrkörper der Berliner Universität aus. Doch seine Entdeckung setzte einen Wettlauf zwischen der Hitlerdiktatur, den USA, Japan und der Sowjetunion um den Bau der Atombombe in Gang. Dieser endete 1945 mit dem Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki.

Hahn wurde zu einem Vorkämpfer des Pazifismus
Als Hahn bei Kriegsende in Europa in der Nähe von Cambridge vom Massentod japanischer Zivilisten hörte, war er dem Selbstmord nahe: Er fühlte sich mitverantwortlich und sah diese tödliche Nutzung als Verbrechen an. Hahn wurde zu einem Vorkämpfer für den Pazifismus – auch als Gründungspräsident der neu geschaffenen Max Planck Gesellschaft. Er lehnte jede militärische Nutzung der Atomspaltung entschieden ab. Im April 1955 richtete er einen eindringlichen friedenspolitischen Appell an die Weltgemeinschaft: „Alle Nationen müssen zu der Entscheidung kommen, freiwillig auf die Gewalt als letztes Mittel der Politik zu verzichten. Sind sie dazu nicht bereit, so werden sie aufhören zu existieren.“

Die Kettenreaktion ist letztlich nicht zu zähmen
Das verhängnisvolle Erbe Hahns ist die tödliche Kraft, die durch die Kettenreaktion der Atomspaltung zivil wie militärisch ausgelöst wurde. Es gibt faktisch keine Trennung. Die Wissenschaft hat der Menschheit Werkzeuge gegeben, die letztlich nicht zu zähmen sind.
Die Verpflichtung, die sich aus der Berliner Erfindung Otto Hahns ergibt, heißt: Ausstieg sowohl aus der militärischen wie aus der friedlichen Nutzung der Atomkraft. Dafür setzen sich die NaturFreunde seit dem Jahr 1963 ein.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------
2.387 Zeichen mit Leerzeichen – freigegeben

Rückfragen bitte an
NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
Michael Müller
(0172) 246 21 25
mueller@naturfreunde.de  
www.presse.naturfreunde.de