Wir haben die Agrarindustrie satt!

Beschluss des 30. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands

Soll unser Essen in Zukunft noch von Bäuerinnen und Bauern erzeugt werden oder von Agrarkonzer­nen? Ist es egal, ob ein Familienbetrieb oder ein Agrar-Großunternehmen unsere Lebensmittel pro­duziert? Ist es eben nicht.

Konzerne setzen auf Gen­technik und Tierfabriken; Tier-, Umwelt- und Natur­schutz werden dagegen wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Seit vielen Jahren sinken die Preise und in Folge die Anzahl der kleinen und mittelgro­ßen Höfe. Dafür wächst die Wirtschaftsfläche pro Betrieb enorm. Die Landwirtschaftspolitik bevorzugt mit ihren Förderinstrumenten Großbetriebe, denn nur noch mit Masse ist ausreichend Geld zu verdie­nen. Dieses globalisierte System ist auch mit ver­antwortlich für ungerechte Landverteilung, unglei­chen Zugang zu Ressourcen und die Zerstörung der regionalen Strukturen, die in vielen Ländern zu Hunger, Armut und Flucht führen.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern deshalb einen anderen Weg!

  • Nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln durch gentechnikfreie Lebensmittel, ökologischen Land­bau, artgerechte Tierhaltung, Berücksichtigung des Klimaschutzes und der Grundsätze des Fairen Handels. Die so produzierten Lebensmittel ver­sorgen vorwiegend den regionalen Markt und werden vom ansässigen Lebensmittelhandwerk weiterverarbeitet.
  • Gentechnikfreie Lebensmittel und eine Kenn­zeichnungspflicht der Futtermittel, mit denen Tiere gefüttert wurden, deren Fleisch in Deutsch­land verkauft wird. Eiweißpflanzen selbst anbauen und den Stopp der Importe von gentechnisch verändertem Soja forcieren.
  • Die Verwendung von Palmöl in der Lebensmittel­industrie wird abgelehnt.
  • Einen Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik hin zum Grundsatz: „Öffentliches Geld nur für öffent­liche Leistungen!“. Subventionen haben nur eine Berechtigung, wenn die Empfänger_innen Leis­tungen für die Allgemeinheit und die Umwelt erbringen, hingegen nicht, wenn sie einseitig die Agrarindustrie begünstigen. Subventionen müssen an hohe Umwelt- und Tierschutzstandards ge­koppelt, Obergrenzen für Subventionen an Groß­betriebe eingeführt und Export- und Lagersubven­tionen abgeschafft werden. Damit wird u. a. die Überproduktion gestoppt, die zu katastrophalen und strukturzerstörenden Erzeuger_innenpreisen, insbesondere für Milch und Schweinefleisch führt.
  • Bäuerliche Betriebe und die Verbraucher_innen sind die Verlierer_innen der im Geheimen ver­handelten Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Die Agrarindustrie will über TTIP und CETA Ver­braucher_innenschutzstandards senken. Hormon­fleisch und Gen-Food ohne Kennzeichnung könnten dann auch in unseren Supermarktrega­len landen. Anstatt den Verbraucher_innenschutz zu schwächen muss die Bundesregierung endlich dafür sorgen, dass der Verbraucher_innenschutz gestärkt wird. Wir lehnen deshalb diese Abkom­men ab.

Auch wir NaturFreunde können dazu unseren ganz speziellen Beitrag leisten, indem wir in unseren Häusern mehr regionale, ökologische und fair ge­handelte Produkte anbieten. Ebenso kann jede_r NaturFreund_in, einen eigenen Beitrag leisten, in­dem ein fairer Preis für Lebensmittel bezahlt wird. Der Bundeskongress fordert die häuserbesitzenden Gruppen nachdrücklich dazu auf!

Gerichtet an: Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der EU-Kommission; Bundes­ministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

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Verbot von Glyphosat

Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Bundes­regierung auf, sich auf EU-Ebene für ein Verbot von Glyphosat und von Neonicotinoiden einzusetzen.

Die Krebsforschungsagentur IARC hat in vier Her­stellerstudien trotz versuchter Beeinflussung durch Monsanto ausreichende Beweise für eine krebserre­gende Wirkung durch Glyphosat und Neonicotinoiden festgestellt. Eine Neubewertung ist deshalb überflüs­sig. Der einzig richtige Schritt ist jetzt ein Verbot ohne Wenn und Aber. Auch die Bienenschädlichkeit ist hinreichend bewiesen und bedarf keiner weiteren Untersuchung.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Land­wirtschafts- und Gartenbauverbände auf, auf diese Mittel zu verzichten. Sie fordern Garten- und Bau­märkte auf, das Herbizid „Roundup“ aus ihrem An­gebot zu nehmen, ebenso auch neonicotinoidhaltige Insektizide.

Die NaturFreunde verzichten auf ihren Grundstücken auf diese für Mensch und Natur schädlichen Mittel.

Empfänger_innen: Bundesregierung, Garten- und Baumärkte, Landwirtschafts- und Gartenbauverbände, Teilnehmer_innen der Bundes- und Landeshäuser­konferenzen der NaturFreunde.

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Appell zum Schutz der Bienen

Angesichts der aktuellen alarmierenden Meldungen zum Bienensterben im vergangenem Winter fordern die NaturFreunde Deutschlands alle Verantwortlichen im Bund, in den Ländern und in der Europäischen Union auf, dafür zu sorgen, dass alle Bienengifte endgültig von unseren Feldern verschwinden.

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Keine Patentvergabe auf unsere Nahrungsgrundlagen

Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Bundes­regierung und den Bundestag auf:

gesetzliche Rahmenbedingungen zu erlassen, die die Patentierung von Lebensmitteln untersagen;
sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, dass dort auch ein entsprechender Rechtsrahmen geschaf­fen wird.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern die Europä­ische Kommission auf, den ständig zunehmenden Versuchen großer Lebensmittelkonzerne, Patente auf Lebensmittel pflanzlicher oder tierischer Her­kunft zu erwerben, entschieden entgegenzutreten.

Empfänger_innen: Fraktionen im Deutschen Bun­destag; Bundesregierung; Fraktionen des Europa­parlaments; EU-Kommission, NFI-Kongress.

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Beschlossen durch den 30. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands in Nürnberg.